Gerhard Morgenstern
Gerhard Morgenstern | Klassische Karikaturen
Klassische Karikaturen bei beingoo: Gerhard Morgenstern.
Die Karikaturen von Gerhard Morgenstern sind in den Jahren 1945 bis 1968 entstanden und damit zunächst Dokumente einer bewegten Zeit. Die oft bissig-ironischen Zeichungen mit ihren ebenso spitzen Untertiteln überraschen allerdings mit ihrer Aktualität, die darauf beruht, dass die Themen, die Morgenstern mit dem Stift und humoristischer Schlagkraft anfasste, nichts von ihrer Brisanz verloren haben: Weder das Gesellschaftliche, noch das Menschliche und erst recht nicht das Allzu-menschliche sind dem präzisen Blick des Karikaturisten Gerhard Morgenstern entgangen.
Gerhard Johann Morgenstern wurde 1923 in Hof im damaligen Mähren geboren (heute Dvorce in der Tchechischen Republik). Die geographische Lage seines Geburtsorts und seine sudentendeutsch-jüdische Herkunft bestimmten die ersten 40 Jahre seines Lebens maßgeblich; man könnte sie wohl als ein permanentes “Zwischen den Stühlen” bezeichnen.
Durch die Nürnberger Gesetze als “Halbjude” klassifiziert, erhielt er nach Schul- und Ausbildungszeit Berufsverbot und wurde 1944 zur Zwangsarbeit nach Frankreich deportiert. “Halbjuden” wurden gegen Ende des Zweiten Weltkriegs vielfach zu “Unterstützungsleistungen” für die Wehrmacht gezwungen. Gerhard Morgenstern musste in Südfrankreich Befestigungsanlagen gegen den nahendem Vorstoß der Alliierten errichten, vor dem er selbst wiederum im Herbst 1944 quer durch Europa zurück nach Mähren flüchtete, um der drohenden Kriegsgefangenschaft zu entgehen.
Zurück in Hof wurde er zur Strafe für die Flucht in ein Umerziehungslager eingewiesen; Folter und schwere Misshandlungen waren dort an der Tagesordnung.
Während die Familie von Gerhards Frau Elisabeth 1946 nach Westdeutschland vertrieben wurden, blieb das Paar in Tschechien zurück. Gerhard Morgenstern ersuchte bis 1962 erfolglos um die Übersiedlung in die BRD, die ihm schließlich nur bewilligt wurde, weil er sich zum Schein als Spion verpflichten und ausbilden ließ. Im März 1962, gleich nach seiner Ausreise, stellte er sich in Stuttgart den Behörden. Bis zu seinem Tod 2008 in Leonberg lebte Gerhard Morgenstern in Baden-Württemberg.
Er hinterlies, neben einer großen photographischen Sammlung, zahlreiche Karikaturen, die sicher nicht ohne Grund aus für ihn schwere Zeiten datieren und die doch einen zwar ironischen, manchmal beißenden, aber nicht bitteren Blick auf die Welt um ihn herum zweigen.
Karikaturen von Gerhard Morgenstern in der Mediathek